Cymry - Y Ddraig Goch ddyry cychwyn

Die Fahrt mit der Fähre war wieder einmal schnell, problemlos und angenehm. In Holyhead angekommen entschieden wir uns mit Blick auf die Uhr nicht den direkten Weg zu unserer Unterkunft zu wählen, sondern noch einen kleinen Umweg über Conwy bzw. zum Conwy Castle zu nehmen. Ehrlich gesagt, war Wales (Cymry) für uns lediglich eine Möglichkeit, Irland zu verlassen. Wir haben uns keine großen Gedanken darüber gemacht, waren uns auch gar nicht sicher, ob uns der Weg durch dieses Land führen wird, so dass wir auch keinen Reiseführer dabei haben. Nach den ersten Kilometern bzw. dem ersten kurzen Kaffestopp werden uns schnell ein paar Dinge klar: An jeder Ecke scheint es gewaltige Burgen zu geben, die Landschaft ist atemberaubend, es gibt schnuckelige Dörfer, walisisch ist für uns eine völlig zufällige Aneinanderreihung beliebiger Buchstaben, das Englisch der Waliser ist auch nicht viel leichter zu verstehen. Wir finden es großartig hier! 

Über kleine geschwungene Straßen zuckeln wir durch Wiesen und Wälder zum Snowdonia Nationalpark, in dessen Mitte unsere nächste Unterkunft liegt. Wir freuen uns, dass wir dann doch recht früh in Blaenau Ffestinog sein werden um noch etwas vom Nachmittag zu haben, als wir 5km vor dem Ziel auf eine Polizeisperre stoßen: Ein Verkehrsunfall zwingt uns zur Umkehr und einem etwas längerem Umweg (das Straßennetz ist doch recht grob). In optischer Hinsicht lohnt sich die Weiterfahrt allemal. Weite Täler erstrecken sich mal links, mal rechts. Schafsherden bestimmen das Bild in der Ebene und es stimmt uns gnädig, dass wir eine ganze Stunde länger als geplant unterwegs sind. 

Die Waliser haben einen gewissen Nationalstolz, so sollen sich bei einer früheren Volkszählung 15% der Befragten als walisisch vermerkt haben - obwohl es diese Antwortmöglichkeit auf dem Fragebogen nicht gab ("der rote Drache rückt vor": Bedeutung der Überschrift).

Am folgenden Tag kurven wir ganz gemütlich zu unserem letzten Halt auf der Insel, wir begeben uns zielsicher dorthin, wo tags zuvor mit 31 Grad Celsius die höchsten Temperaturen in Wales gemessen wurden. Unser stable cottage ist im kleinen Dorf Penperlleni (auch wenn es so klingt, es ist nicht in Italien) und hat einen kleinen Garten, in dem Justus nach Entfernen der Fingerhut-Pflanze gerne herum krabbelt und am Ende aussieht, als hätte er alle Beete frisch umgepflügt. Er findet auch heraus, wie er eigenständig die hohe Stufe überwinden kann, um wieder ins Haus zu kommen, um dort alle Erde abzubröseln. Da es wirklich super heiß ist, tun wir .....NIX! Die Kinder spielen rum, wir sitzen rum und schaffen es manchmal ein paar Seiten zu lesen, Jasper ist trotz großer Hitze nicht vom großen Trampolin im Garten weg zu kriegen, also alles super. Auch am zweiten Tag vermeiden wir erfolgreich Tatendrang aufkommen zu lassen, so dass der Weg zum Supermarkt auch die einzig nennenswerte Aktion ist, die zumindest Markus und Jasper in Kontakt mit der Außenwelt bringt. Sabrina schafft es tatsächlich sich in Wales (!) Ansätze eines Sonnenbrandes zuzulegen und Justus erweitert seinen persönlichen Bewegungsradius weiter. 

Nach diesen beiden sehr erholsamen Tagen starten wir am Donnerstagmorgen sehr früh, denn bis nach Dover sind es einige Meilen zu fahren. Dieses Mal verzichten wir auf scenic routes zugunsten des schnellen motorways, der uns an London vorbei zum Fährhafen bringt. Einige Meilen vor der Hauptstadt zwingen uns verschiedene Anlässe zu einer Pause, aber die lohnt sich: Sabrina und Jasper können sich kaum den Weg zu den Toiletten bahnen, denn mehrere Dutzend Damen in feiner Garderobe oder gerade dabei sich in eben diese zu werfen, tummeln sich dort. Kleidersäcke, Faszinator, Makeup, Lockenwickler, Haarspray, Hutschachteln, Ersatzschuhe - kurzum alles, was frau braucht um sich für den ladies day beim royalen Pferderennen in Ascott bereit zu machen! Schnatternd und mit einem Hauch von Piccolo in der Luft werfen sich die Damen in Schale, und es ist kein Einzelfall, den auch an der nächsten Raststätte wimmelt es von Cocktailkleidern und Hüten - ein schönes Schauspiel!

Deutlich vor der Zeit, weshalb noch Zeit für einen letzten Stopp bei unserem Freund Tesco bleibt, erreichen wir den riesigen Fährhafen in Dover, so dass wir unerwarteterweise auf eine frühere Fähre eingecheckt werden. Während Jasper schon zum Schneewitchen-Film in der kids corner abgetaucht ist und Justus freudig die Klappen des Getränkeautomats erkundet, werfen wir einen letzten Blick auf die weißen Klippen von Dover und werden etwas wehmütig beim Abschied von der Insel, die wir in den zurückliegenden Wochen erkundet haben. Wir haben Schottland, Nord-/Irland und dann überraschend auch noch Wales sehr genossen und haben uns ein bißchen verliebt. Wir sind hoffentlich nicht zum letzten Mal hier gewesen!

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