Monteverde - Kriegsdienstverweigerer ermöglichen Fun in der Natur

Es ist Zeit, das viel zu heiße La Fortuna zu verlassen, und wir beschließen, die kürzere Route über den Lago Arenál zu nehmen. Die angepriesene Jeep-Boat-Jeep-Tour nach Monteverde wird zwar statt mit einem Jeep mit dem Bus bestritten, ist aber ansonsten toll, weil der Tourmann sich als leidenschaftlicher Reiseführer entpuppt. Am Ufer des Sees sehen wir, dass der eigentliche Wasserstand gut drei Meter höher ist als aktuell - ein Signal dafür, dass nicht nur wir Regen auch mal ganz erfrischend fänden. Der See gehört zu den großen Energiequellen des Landes und wurde in den 1970er Jahren aufgestaut. Die beiden Türme, die auf dem Foto aus dem Wasser ragen, sind sozusagen die Überlaufventile, um zu verhindern, dass der See über die Ufer tritt. Als wir mit Kapitän Jasper über den See schippern, erklärt uns der Guide, wo man - wären wir Taucher - unter der Wasseroberfläche durch den ehemaligen Ort 'schlendern' könnte. Justus verschläft mal wieder große Teile der Überfahrt, nachdem er zuvor und auch später wieder im Bus wieder alle anflirtet.

In Monteverde erwartet uns wettermäßig der erwünschte Kontrast, denn Monteverde (bzw. Santa Elena) liegen im Nebelwald. Es sind angenehme 20 Grad, die Nächte sind kühl und auch wenn es hin und wieder regnet, finden wir es dort sehr schön. Unsere Unterkunft ist nett, allerdings ist der kleine Raum komplett mit Betten vollgestopft ohne Haken oder Regale zum Verstauen von irgendwas. Also werden die nächsten Tage ein lustiges Rumgepuzzle mit dem Versuch, das Chaos in Grenzen zu halten. Wie praktisch, dass ein Großteil unserer Klamotten in der Wäsche ist :-) Jasper ist ganz begeistert von Emma, der kleinen Tochter des Besitzers. Obwohl sie erst zwei Jahre alt ist, geht Jasper gerne zum Spielen zu ihr runter, was uns ein wenig überrascht - nach kurzer Zeit ist dann auch ein Teil des Rätsels gelöst, denn unter ihren Spielsachen befindet sich ein Maschinengewehr aus Plastik! Egal, sie spielen auch Fangen und mit dem Haushund Negro, so dass man das wohl in Kauf nehmen kann. Was toll ist, ist das Soda (kleines Lokal) "La Amistad", das direkt um die Ecke liegt und uns so gut gefällt, dass wir uns an drei Tagen fröhlich durch die Karte futtern: Im teuren Costa Rica ein echtes Schnäppchen und unglaublich lecker! Mit einem Friseurbesuch runden wir unsere Unterstützung der lokalen Wirtschaft ab, denn auch Markus trägt die Haare nun super kurz. Allerdings hat "sein" Friseur in Sachen Einrichtung die Nase vorn, mittendrin im kleinen Laden thront ein schnittiges Motorrad.

Monteverde und Santa Elena wurden in den 1950ern gegründet, als einige Quäker aus den USA als Kriegsdienstverweiger eine neue Heimat suchten. Heute wird der Ort vom Outdoor-Adventure-Tourismus geprägt, der mit Ziplining über den Baumwipfeln, Rafting und Quad-Touren lockt. Apropopos Quad und Motorrad: Es scheint unmöglich zu sein, diese Fahrzeuge normal zu fahren, denn selbst das kleinste Gefährt scheint einen aufgebohrten Auspuff und der Fahrer einen Tremor in der Hand am Gashahn zu haben. Den ganzen Tag knattert und röhrt es durch den Ort, und ja, irgendwann nervt es!

Wir nutzen die zweieinhalb Tage für zwei längere Wanderungen in den Nebelwäldern, einmal im Selvatura-Park, wo uns die gut drei Kilometer lange Strecke über acht Hängebrücken führte. Außerdem erhielten wir eine Führung durch das Schmetterlingshaus, bei der wir erfahren, dass bestimmte Arten ihre Eier auf ganz bestimmte Pflanzen ablegen, je nachdem, welche Nahrung die spätere Raupe gut gebrauchen kann. Die Mitarbeiter des Parks sammeln die verpuppten Larven ein und pinnen sie in die Brutschränke, weil sie dort vor Fressfeinden besser geschützt sind. In Costa Rica gibt es zwischen 2000-3000 Tagfalterarten, dazu noch ca. 12.000 Mottenarten (brrr...). In beiden Fällen gibt es echt große Exemplare! Eines davon hat auf der Außenseite ein Muster, das an Eulenaugen erinnert. Im Kolibri-Garten hingen viele Futterspender, deren süßer Inhalt viele Kolibris anlockt. Da sie anscheinend an Menschenbesuch gewohnt sind, scheuen sie sich nicht, sich zum Futtern auf den Finger zu setzen. Die zweite Wanderung führt uns ins Santa Elena-Reservat, ruhiger und weniger besucht und insgesamt uriger. Dabei sehen wir viele Orchideen, einen Nasenbären und unzählige Vögel, wobei der 'black face solitary' ist, dessen Ruf wie das Quietschen eines rostigen Gartentürchens klingt.

Wir haben insgesamt Glück mit dem Wetter, weil es während unserer Ausflüge trocken blieb. Zweimal allerdings waren wir im Hostel "gefangen", weil es am Nachmittag wie aus Eimern goss und das für mindestens eine Stunde. Am 26.6.2017, Tag unserer Abreise aus Monteverde, wollen wir mit dem Bus um 14:30h nach Alajuela fahren, und damit wir unseren Hostel-Gastgebern nicht zu lange auf der Pelle hängen (danke für den very late check out!), fahren wir um 13 Uhr zum Busterminal. Um 13:30 Uhr öffnet der Himmel alle Schleusen und es gießt für Stunden auf dem Weg nach Alajuela - manchmal braucht man ein bißchen Glück.


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