So nah am Feuer! So nah am Vulkan!

In strömendem Regen geht es im großen Bus nach Alajuela und es ist schnell klar, warum für diese überschaubare Stecke vier Stunden angesetzt sind: Die (zu Beginn) nicht asphaltierte Straße lässt uns im Schneckentempo vorankommen und als wir nach vielen Kilometern wieder auf Asphalt fuhren, reihten wir uns munter in eine laaaange Kette von Fahrzeugen ein. Nach unserem letzten Tiefkühl-Nachtbus-Erlebnis wurden wir diesmal auf andere Weise überrascht, denn bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90% und einer nicht eingeschalteten Klimaanlage verwandelte sich der Bus im Nu in eine rollende Bio-Sauna! Nach zwei Stunden machten wir eine Pause und alle Fahrgäste stiegen erschöpft und geplättet aus und mit finsterer Miene wieder ein, denn olfaktorisch erwartete uns eine echte Herausfordrung aus geschwitzen Leuten, schlecht riechenden, nassen Schuhen...Ihr wisst, was ich meine. Immerhin ermöglichte der nachlassende Regen nun, die Fenster öffnen zu können.
Vier Stunden später steigen wir am Airport von San José aus, der eigentlich in dem kleineren Nachbarort Alajuela liegt, in ein Taxi um, der uns zu unserer ersten Airbnb-Unterkunft bringt. In Krissias Haus nahe der sehr amerikanischen Plaza Reál fühlen wir uns sofort wohl: Großes Zimmer mit begehbarem Kleiderschrank, riesiges Kingsizebett, in dem wir gute zu dritt schlafen können, ein Einzelbett für Jasper und ein großes Bad - was für ein Kontrast zum Minizimmer in Monteverde!  Die Plaza um die Ecke bietet uns einen kleinen Supermarkt, ein Café mit gutem Kuchen und Eis (Markus freut es besonders) und einigen Lokalen die ideale Versorgungsstation für die kommenden Tage. Wir sind irgendwie erschöpft und beschließen, erst mal nix zu planen für den nächsten Tag. Eigentlich wäre da der Vulkan Poás, der auf unserer "wollen-wir-sehen"-Liste steht und nur 34km vom Stadtzentrum entfernt ist, aber uns ist nur nach Nichtstun und einem kleinen Stadtbummel zumute. Vieleicht mañana :-)

Beinahe erleichtert erfahren wir dann, dass der Bereich um den Vulkan ohnehin seit gut 10 Tagen gesperrt ist, denn der Poás ist einer der fünf aktiven Vulkane in Costa Rica. Sie messen dort bis zu 200 Mikrobeben am Tag und die Temperatur im Kratersee hat sich ebenfalls erhöht. Ein anderer Vulkan, der Turrialba, ist ebenfalls aktiv (mehr siehe www.vulkane.net/vulkanausbrüche). Wir hoffen, dass die Berge noch ein bißchen die Füße still halten, so dass wir am 29.4. unbehelligt nach San Francisco fliegen können. Das auswärtige Amt warnt vor Reisen hierher, die Leute hier vor Ort finden die Lage nicht ungewöhnlich, denn solche Eruptionen kommen regelmäßig alle paar Wochen vor, sagt Krissia.

In Alajuela haben wir auch unserer 'Uber'-Premiere, denn damit fahren wir bequem umher. Einer der Fahrer sagte uns, dass das System in Costa Rica eigentlich illegal sei oder zumindest eine juristische Grauzone nutze, da es natürlich eine Konkurrenz für Taxis darstellt. Uns bringt es bequem in das Stadtzentrum, wo wir über den Mercado Central bummeln und für Jasper neue Badeklamotten kaufen - dass dabei noch ein Hot Wheels-Auto und Cashew-Kerne für ihn abfallen, freut den kleinen Urlauber sehr. Am zweiten Tag tun wir auch erfolgreich erst mal nix, bis Sabrina und Jasper dann beschließen, doch zum Zoo Ave zu fahren. Dieser private kleine Zoo unterhält eine Rescue-Station für Tiere und ist in zwei Stunden gut zu durchlaufen. Wir sehen Pfaue, ein riesiges Krokodil einen Puma, einen Koyoten usw. Es war ein feiner Ausflug, der seinen Abschluss mit Teilchen (andere sagen "süßes Stückle oder "Plunder" :-)) und Kaffee in Krissias Haus findet.

Und damit endet der erste Abschnitt unserer Reise, da wir Mittelamerika verlassen und den Flieger in Richtung San Francisco besteigen. Für einen fundierten  Rückblick fehlt die zeitliche Distanz, einen subjektiven Eindruck vermögen wir allerdings zu geben. War es eine gute Wahl, unseren Familientrip in Panama und Costa Rica zu beginnen? In klimatischer Hinsicht war dieser Tourabschnitt für alle eine große Herausforderung. Die hohe Luftfeuchtigkeit bei ca. 30° C war erst im Vergleich zu den frostigen Temperaturen in der Heimat einigermaßen gut zu ertragen. Die Versorgungslage mit Kinder- bzw. Babyartikeln (Windeln, Milchpulver, Babybrei) stellte keine Schwierigkeit dar (allerdings gab es Babybrei vornehmlich in der Geschmacksrichtung fruchtig-süß). Wie bereits während der Südamerikareise erlebt, herrscht auch hier eine ausgesprochene Kinderliebe bzw. Babyvernarrtheit. Ob Jugendliche oder Erwachsene, eine vernehmbares "que lindo" war stets zu hören. Panama und Costa Rica sind zwei relativ gut entwickelte Länder mit einem erstaunlich hohem Preisniveau. Insofern wurde unser Budget bereits kräftig geschröpft. Und noch etwas hat uns überrascht: Hinsichtlich der Regularien und Vorschriften fühlten wir uns in Panama und Costa Rica bisweilen dann doch näher an Deutschland...

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