Die Küste und der Abschluss in SF

Nach einer weiteren Nacht im "Inns of California" in Sorona und einem weiteren hervorragenden "one way"-Frühstück brechen wir auf Richtung Pazifik. Unser Ziel ist der Küstenhighway Nr. 1 südlich von San Francisco. Wir fahren ein wenig in Richtung Big Sur, wohl wissend, dass Teile wegen der unschönen Witterrungsbedingungen der letzten Wochen gesperrt sind, und angesichts des aktuellen Wetters, das nicht anders als kalt und stürmisch zu bezeichnen ist, wird es ein wahrer "Auto-kurz-anhalten-Markus-springt-rasch-raus-zum-Fotografieren-Tag". Die Küstenlinie ist toll und ebenso toll sind die Häuser, die sich die Leute gebaut haben, um maximalen Seeblick zu haben. Wir stellen uns vor, wie es bei sonnigen 25 Grad Celcius wäre, aber da das Themometer nur auf schlappe 12 Grad kommt, fahren wir bald nach Monterey zu unserer nächsten Unterkunft. Nach einem Poolbesuch mit Jasper und einer Ladung Wäsche plus Trockner entschließen wir uns zu einem Besuch in einer Mall, die aber leider nicht in einem geschlossenen Gebäude ist, sondern sich weitläufig im Pavillon-Stil ersteckt. Da wir schlicht zu dünn angezogen sind, besteht der Shoppingausflug darin, von Laden zu Laden zu sprinten, weil es schweinekalt ist. Der Abend endet mit einem Essen in einem mittelmäßigen Burgerladen und dem Versuch, noch Milch und zwei Bier zu kaufen, was uns eine nächtliche Rundfahrt durch Monterey beschert, weil der einzige noch geöffnete Safeways doch nicht gleich um die Ecke ist. Das Navi leitet uns dann safe und sound zu unserer Unterkunft.

Wir beginnen den Morgen mit einem weiteren Motel-Frühstück, dessen Bestandteile sich nicht wesentlich von dem letzten unterscheiden. Die Abwesenheit von Waschmaschinen, eine Schale mit Obst, gekochte Eier, Waffeln zum Toasten und eine nette Präsentation des Ganzen lassen es aber so viel angenehmer wirken. Wir sollen um 12 Uhr unseren Wagen in Daly City (südliche Vorstadt von SF) abgeben, vorher - so der Plan - setzt Sabrina die drei Panning-Männer mit Gepäck in der Unterkunft ab und läuft dann die wenigen Blocks zurück. Unmittelbar nach der Auffahrt auf den Highway wird klar, dass der vor uns liegende Stau alles über den Haufen wirft. Nach einigen Anrufen bei der Autovermietung haben wir den Plan B, den Wagen bei einer anderen, samstags länger geöffneten Filiale abzugeben, und schließlich erreichen wir die neue Airbnb-Unterkunft ca. zwei Stunden später als geplant. Der Weg zu der Abgabestelle führt mich dann fast bis Downtown SF und kurz vor Erreichen des Ziel verwirrt mich das Navi, so dass ich zunächst nicht in der Lage bin, Enterprise zu finden. Nach einer weiteren Runde um drei Blocks und der Befürchtung, dass das Ding um 13 Uhr schließen wird (denn so sagte man es uns am Telefon), sehe ich die Enterprise-Filiale zwar, kann aber nicht dorthin abbiegen. Stoppen an der gegenüberliegenden Tanke, rüberlaufen und fragen: Ich soll einfach quasi durch die Waschstraße der Tanke fahren, dann käme ich auf der richtigen Straßenseite raus und könne mich so einfädeln, dass ich auf das Gelände käme. Opti propti, Wagen abgegeben! Auf dem Weg zur bart-Station, die mich nach Daly City bringen soll, laufe ich durch die Mission Street, kaufe Lamahcun zum Mitnehmen und steige an der 16th Street ein, ein wenig geschockt von den vielen abgerockten Gestalten, die zugedröhnt die Umgebung der Station bevölkern. Auch das ist San Francisco.

Wir sind Sightseeing-müde und so verbringen wir die letzten 2,5 Tage größtenteils mit Shopping, Rumschlendern und Abhängen. In der Unterkunft, die viele Zimmer, ein großes Wohnzimmer und eine offene Küche hat, treffen wir abends auf Matthias und Kiki, die zuvor in Honolulu waren - auf einer Tagung für Magnetresonanztomographie. Bei unserem Sonntagsausflug in die Stadt hören wir zuerst ein bißchen Musik in den Yerba Buena Gardens, schlendern durch das Erdgeschoss des Museum of Modern Arts und genießen ein paar Sonnenstrahlen. Aus den Nachbarstraßen wummert Musik und gleichsam seltsam wie äußerst knapp bekleidete (wozu ein BH? Mit Klebeband abgedeckte Brustwarzen,... das reicht aus) Menschen drängen in diese Richtung. Auf Nachfragen erfahren wir, dass dieses "How weird"-Festival der Künstler, Alternativen und Experimentierfreudigen in der "Howard Street" (got it?!) wahrscheinlich für uns zu "weird" sei, so dass wir uns mit neugierigen Blicken über unsere Schultern doch wieder einem Klamottenladen zuwenden. Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft bekommen wir dann aber doch noch Einblicke in dieses Event. Im Bus sitzt ein völlig betrunkener Teilnehmer und sein ebenso knapp bekleideter Freund muss sich schließlich doch zum Busfahrer vorkämpfen (bleibt dabei fast mit seinem Höschen am Griff des Kinderwagens hängen) und bittet den Busfahrer einen Krankenwagen zu rufen. Der Bus wartet auf die Ambulanz, die anderen Fahrgäste steigen aus. Da Jasper und Justus schlafen, beschließen wir zu warten und kommen ins Gespräch mit dem Freund, der dann der Ambulanz all die herrlich indiskreten und notwendigen Fragen beantworten darf. Das ist San Francisco: totaly weird!

Und wie fällt die Conclusio im Hinblick auf unsere Familienreise aus? San Francisco (und Umgebung) bietet unglaublich viel für jeden, in jeder Hinsicht. Jasper liebte den Ausflug nach Alcatraz und sprach immer wieder vom "Diebschlüssel". Die Menschen waren stets freundlich und hilfsbereit. Immer wieder befanden wir uns im small talk auf unseren langen bart-Fahrten. Es gibt ein erstaunlich hohes Umweltbewusstsein (z.B. kaum Plastiktüten) und eine unglaublich hohe Toleranz gegenüber den verschiedensten Lebensentwürfen in Kalifornien. San Francisco ist eine gemütliche Stadt: im Vergleich zum Hetzen durch New Yorker Straßen wird in Frisco geschlendert. Andererseits ist Armut und auch Drogenabhängigkeit ein offensichtliches Problem. San Francisco ist teuer und an den Zelten unterhalb von Autobahnbrücken wird das deutlich. Störend, weil so omnipräsent, empfanden wir die "Kiffegeruchsschwaden". Yosemite bot wunderschöne Aussichten und beeindruckende Wasserfälle. Es gibt eine beeindruckende Naturvielfalt in Kalifornien. Und was heißt das alles für die Reise mit Kindern? Es wird nie langweilig, es gibt immer etwas Großartiges zu entdecken und zu erleben. Doch gegen vieles mussten wir uns auch bewusst entscheiden: Kein Nachtleben in San Francisco, kein Hike durch die Gebirge im Yosemite. Das fällt dann auch um so schwieriger, desto attraktiver diese Optionen sind. San Francisco hat uns beeindruckt und begeistert. Sie wird sehr hoch auf unserer persönlichen Highlight-Liste stehen.

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