Postkarten-Kitsch

Ja, es sieht aus wie eine Fototapete, aber so ist es wirklich! Wir haben es selbst gesehen! :-)
Im Yosemite Nationalpark sieht es wirklich so schön aus, dass man alle paar Meter zum Fotografieren anhalten könnte. Doch der Reihe nach...

Wir fahren mit unserem Mietwagen mit Automatikschaltung von Albany nach Sorona, unserem Basislager für den Ausflug in den Nationalpark. Im Park selbst sind die Preise für Übernachtungen so unglaublich hoch, dass man sich echt an die Stirn fasst. Da wird doch tatsächlich bei Airbnb eine "ganze Unterkunft" angeboten für 136€ - und entpuppt sich als Zwei-Personen-Iglu-Zelt! Ihr seht, es sprich einiges für eine Übernachtung außerhalb. Wir landen in einem klassischen Motel, so wie man es aus dem Fernsehen kennt, mit langen Balkonen, außen liegenden Türen und Eiswürfelmaschine im Gang. Das Zimmer ist top, ebenso der Pool, an dem wir zwei Hunsrücker aus Birkenfeld treffen. Der wahre Knaller erwartet uns dann aber am nächsten Morgen im 'Frühstücksraum': Vier Tische in direkter Nachbarschaft zu vier Waschmaschinen, Kaffee aus Styropor-Bechern, in Zweier-Packs in Tüten angebotene Toastbrote und überhaupt alles fertig portioniert und darauf ausgelegt, keinen Abwasch zu provozieren - Wahnsinn!

Wir starten früh, erreichen die Grenzen des Nationalparks nach ca. 60 Minuten Fahrt und bezahlen nur 30$ pro Auto, das Ticket ist ganze 7 Tage gültig, welch angenehme Abwechslung im teuren Kalifornien. Da die zurückliegenden Tage super heiß waren, sitzen wir in T-Shirt und kurzer Hose im Wagen, erste Zweifel ob der Kleiderwahl ereilen uns, als wir 'Icy'-Warnschilder und schneebedeckte Gipfel sehen. Und als wir das erste must see erreichen, klappern uns beim Ausstieg wirklich die Zähne, so dass Jasper sich dankbar in meinen Pulli wickeln lässt: Beim Bridalveil-Wasserfall liegt der Parkplatz im Schatten, der Weg ist wegen der starken Regenfälle der letzten Tage und des Schmelzwassers überschwemmt. Ohne nasse Füße ist es nicht zu schaffen, aber die aufgehende Sonne und das warme Armaturenbrett im Auto lassen die Sachen flott wieder trocknen. Man kann sich im Yosemite Valley mit dem eigenen Wagen bewegen, was für fortwährende Fotostopps super ist, oder den rundfahrenden kostenlosen Shuttlebus nutzen, was wir auch tun, um zum Startpunkt einer dreistündigen Wanderung zu kommen. Immer wieder öffnet sich der Blick aus dem Tal hoch zu den steil aufragenden Felsen. An vielen Stellen gibt es Wasserfälle zu sehen und neben den felsigen Riesen fühlt man sich erstaunlich klein. Trotz der vielen Besucher ist es überall sehr ruhig und wir staunen immer wieder über die tollen Ausblicke.

Es wurde im Laufe des Vormittags zum Glück rasch wärmer im Tal, so dass unser Outfit dann ganz ok war. Es war etwas ungewöhnlich, in den Park mit dem eigenen Wagen zu fahren, da in Deutschland ein Nationalpark eher gleichbedeutend mit "Autos verboten" ist. Am Ende des Ausflug ist es dann aber doch fein, das Auto direkt vor der Nase zu haben, und so fahren wir recht geschafft aber froh nach Sorona. Zum Abendessen verschlägt es uns in einen 1a-Burger-Laden, wo Justus netterweise einen Motorikwürfel zum Spielen bekommt - und der dient dann für mindestens ein weiteres Familienmitglied als dankbare Beschäftigung zur Überbrückung der Wartezeit.

Was noch zu erwähnen wäre: Am Tag der Ankunft machten wir einen kurzen Abstecher nach Colombia, einen kleinen Ort, der zu Goldrausch-Zeiten entstand. Dort sieht heute auch noch alles so aus wie damals, sogar die Mitarbeiter in den Geschäften und Cafés sind so gekleidet wie damals. "Kids alsways love it" hatte die Frau von der Touri-Info gesagt, und so erwarteten wir einen unterhaltsamen Ausflug. Die Wirklichkeit sah aber so aus, dass die Läden dort zwar geöffnet waren, es aber aufgrund des hohen Besucheraufkommens (6 Personen, wir schon eingerechnet) total ausgestorben wirkte. Es fühlte sich an, als liefen wir in einem plötzlich verlassenen Filmset herum - sehr merkwürdig. Da war der Motel-Pool doch um Längen besser!

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