Dingle Peninsula

Dieses Mal erwartet uns wieder ein Cottage, allerdings weniger schick-schnuckelig als rustikal und ein wenig in die Jahre gekommen. Wie vereinbart steckt der Schüssel, die Tür ist offen, aber schon kurz nach unserer Ankunft kommen Eoghan (irische Variante von Owen) und seine Freundin angeflitzt, um das Häuschen auf Vordermann zu bringen. Sie hatten nämlich erst ein bis zwei Stunden später mit uns gerechnet! So lernen wir die beiden wenigstens kennen. Sie bezeichnen sich als Freunde deutscher Bratwurst und berichten, dass sie schon mal - als einzige Ausländer - in einer Bratwurstkellerkneipe in Köln-Deutz gelandet sind. Das Haus wirkt ein wenig so, als habe Eoghans Oma hier bis vor Kurzem gewohnt und als sei Eoghan gerade dabei, das Haus Stück für Stück auf den Stand der Zeit zu bringen.

Am nächsten Tag starten wir einen Autotag, allerdings nicht entlang des Ring of Kerry, weil 180km auf Single track-Straßen hinter Reisebussen - vor allem nicht mit zwei Kindern - nicht so verlockend scheinen. Stattdessen cruisen wir auf der Dingle Peninsula rum: Wie zu erwarten scenic drive all around, auch wenn das Wetter nicht so scenic ist, den ganzen Tag über regnet es immer wieder. Das hat allerdings auch den lustigen Nebeneffekt, dass Schafe, deren Fell zur Kennzeichnung mit einem Punkt roter Sprühfarbe versehen wurden, nun als rosa Flamingos über die Wiesen wandern! Im Ort Dingle machen wir eine Mittagspause und wir sind erstaunt über die vielen Besucher, die diesen kleinen Ort täglich überfluten. Einer der Hauptattraktionen ist der Delfin Fungie, der in der Bucht lebt. Täglich fahren kleine Boote raus und Fungie dreht völlig begeistert auf und springt und taucht usw. Damit ist natürlich auch klar, dass fleißig Fungie-Souvenirs in den Shops angeboten werden und auch eine Delfin-Statue im Ort nicht fehlen darf. Wir finden das Wetter allerding wenig einladend und gehen daher in des örtliche Aquarium, das gerade Otter-Nachwuchs bekommen hat - too cute. Außerdem gibt es ein großes Becken, in dem zwei Haie schwimmen, und dank der schrägen Scheibe kann man den beiden Jägern direkt ins Maul schauen, wenn sie vorbeischwimmen - too gruselig. Zur Beruhigung der Gemüter sind danach Pinguine bestens geeinget, von denen die eine Hälfte eierbrütend auf Steinnestern hockt, die andere abwechselnd die Wasserreflexionen an der Raumdecke bestaunt, um dann wieder elegant im Wasser zu verschwinden und darauf ganz grazil und schwungvoll aus dem Wasser raus aufs Land zu springen - too funny! Außerdem gab es noch ein "Anfass-"Becken, in dem Rochen, irgendwelche anderen Fische und auch Seesterne unterwegs waren. Rochenhaut fühlt sich sehr rauh an und Sterne fühlen sich gar nicht so weich, sondern eher 'muschelig' an. Jasper und Justus tauchen dann ihrerseits noch mal in die kids zone ein, wo es neben knallbunten Spielsachen auch Kinderschminken gibt, weshalb wir für den Rest des Tages mit Krokodil weiterreisen.

Auf der Rundfahrt entlang der Küste und durch kleine Orte begegnen uns auch immer wieder Star Wars-Zeichen, was uns stutzig macht. Hintergrund ist, dass auf der kleinen Insel Skellig Michael ein Teil des Finales der Star Wars-Episode 7 gedreht wurde. Überhaupt scheinen in Nord-/Irland wahnsinnig viele Filmszenen gedreht worden zu sein, denn überall stößt man auf Hinweise von Dreharbeiten (Ryans Tochter, Die Tudors, The first Knight, Moonfleet usw.), wobei Games of Thrones alles toppt, weil es dafür ja sogar eigene Touren gibt. Vielleicht sind die Iren einfach nur besonders gut darin, diese Drehorte zu vermarkten....

Den Umstand, dass die beiden Jungs durch das Serpentinen-Geschuckel selig schlummern, nutzen wir für einen Auto-Kaffee-und-Kuchen-Stopp mit Aussicht auf Klippen und Strand, wo Szenen von Ryans Tochter gedreht wurden. Überhaupt sind wir überrascht in Irland so viele, breite und einfach tolle Strände zu sehen. Bleibt lediglich die Frage, wie oft das Wetter wirklich warm genug zum Baden ist oder wie hart gesotten man sein muss. Gleich zu Beginn der Rundfahrt haben wir einen tollen Strand entdeckt, der aufgrund des Wetters beste Bedingungen zum Kite-Surfen bot. Doch auch historisch ist die Halbinsel interessant, weil sich hier offenbar schon sehr früh Menschen niedergelassen haben. Zahlreich erhaltene Fundamente von Rundbauten sind zu sehen, einige 'bee hive huts', die in der Tat wie steinerne Bienenstöcke aussehen, sowie das ein oder andere 'Nurstein'-Haus. Letzteres ist nicht mit Natursteinhaus zu verwechseln :-), sondern es handelt sich wirklich um ein Haus, dass nur aus übereinandergeschichteten Steinen besteht, auch das Dach.

Nach dieser feinen Rundfahrt auf der Halbinsel machen wir uns bei schlechter werdendem Wetter wieder auf den Heimweg zu Eoghans Cottage, in dem es ein wenig nach alter Ölheizung riecht. Wir lassen den Abend ruhig ausklingen, bevor wir am folgenden Tag unsere Reise südwärts fortsetzen. Dieses Mal prüfen wir vor der Abfahrt auch zur Sicherheit, ob wir auch wirklich das Portemonnaie an Bord haben.

Kommentare