Wee treasures in Nordirland

Wir sind einige Tage hinterher mit unserem Reisetagebuch, daher ist es an der Zeit, die Erlebnisse der vergangenen Tage wiederzugeben. Wir sind am 2. Juni mit der Fähre von Cairnryan nach Larne in Nordirland übergesetzt. Die ca. zweistündige Schifffahrt war vor allem für Justus spannend, denn ein Junge und ein Mädchen, die nur wenig älter als Justus waren, trafen sich mit ihm. Justus beeindruckte mit seinem Bodengeklatsche Alexander, letzterer war für Justus offenbar die Inspiration zum Krabbeln, denn seit der Überfahrt verlagert er sich von der Delfin-Technik häufiger zum richtigen Krabbeln. Von Larne aus ist es nur ein kurzer Weg nach Whitehead, wo unsere nächste Unterkunft ist. Dort wohnen wir zwei Tage bei Gill und ihrem Hund George in einem kunstvoll und toll eingerichteten Haus, denn Gill ist Künstlerin und fertigt v.a. Collagen an. Sie hat 35 Jahre lang in Dänemark gelebt, nun ist sie wieder nach Hause zurückgekehrt, denn Dänemark sei nun, da sie alleine lebt, viel zu teuer. Sie freut sich offensichtlich sehr über unsere Anwesenheit und ganz besonders über die von Justus und Jasper, mit denen sie viel spielt. Justus macht es sich während des Frühstücks gerne auf ihrem Schoß bequem, während wir in Ruhe die leckeren Pfannkuchen genießen.

Den folgenden Tag verbringen wir in Belfast, und es gefällt uns ziemlich gut, was wir gar nicht gedacht hätten, denn irgendwie waren Nordirland und seine Hauptstadt für uns vor allem mit Bildern aus der Zeit der Troubles verbunden. Stattdessen entdecken wir eine tolle Stadt, die eine beeindruckende City Hall, eine große Fußgängerzone und ein riesiges Einkaufszentrum hat, auf dessen Dach eine gläserne Kuppel thront, die einen hervorragenden Blick über die City bietet. In der Fußgängerzone ist heute Glaubenstag, denn anders als in Glasgow reihen sich hier nicht Musiker, sondern die stummen Jehovas, Elders von den Mormonen, Christen usw. aneinander, um suchende Seelen für den jeweiligen Verein zu rekrutieren. Wichtig und als Überleitung von der Religion zum Stadtbild von Belfast zu benennen ist das große Lachs-Denkmal am Fluss Lagan, das die Rückkehr des Lachses feiert. Bei unserem vom Reiseführer vorgeschlagenen Stadtspaziergang (Markus ist immer ganz begeistert, wenn im Stadtplan einer eingezeichnet ist!) passieren wir auch jede Menge Innenhöfe und Gässchen, die mit Kunst versehen sind. Zum Teil sind es Alltagsszenen, zum Teil spielen verschiedene Marken alkoholischer Getränke eine Rolle, und an anderer Stelle wird es gar politisch, denn die Murals thematisieren die Zeit der Troubles und Straßenkämpfe in Nordirland. Gill berichtete uns, dass sie zu der Zeit in einem Plattenladen in der Stadt arbeitete und sie oft an Straßensperren vorbei musste, um dorthin zu gelangen. Abends vor Ladenschluss mussten alle Plattenhüllen und Mauervorsprünge abgetastet werden, um evtl. deponierte Minisprengsätze und Zünder aufzuspüren - abenteuerlich! Nach dem netten Aufenthalt in der City machen wir noch zwei Auto-Foto-Stopps, den die Jungs verschlafen: Zunächst fahren wir zum Cupar Way, der "Berliner Mauer" von Belfast, wo eine große Mauer mit Zaun protestantische von katholischen Wohngebieten trennt, noch heute. Die Mauer ist von vielen Zeichnungen und Graffiti übersät und auch in den angrenzenden Straßenzügen dominieren politisch gefärbte "murals", thematisch geht es jedoch weit über die troubles hinaus und zuweilen werden Themen bunt gemischt. Der zweite Halt gilt dem Titanic-Museum, denn hier in Belfast hatte der Luxusliner seinen Stapellauf, und das wird touristisch natürlich genutzt. Das Gebäude ist allerdings alleine schon einen Besuch wert, auch wenn wir das Innere nicht sehen und stattdessen ggf. einen Filmabend mit Leo und Kate in Erwägung ziehen.

Auch wenn die Murals etwas düster sind, das Wetter ist es zum Glück nicht, und das obwohl der Wetterbericht Böses ahnen ließ. An diesem und den folgenden Tagen stehen wir vor der Herausforderung, rasch zwischen Regenjacke und T-Shirt hin- und herwechslen zu müssen, aber der vorhergesagte Dauerregnen und Sturm bleibt zum Glück aus. So können wir den Tag mit einem laaaangen Spielplatzaufenthalt im Schatten der Burg von Carrickfergus enden lassen, wenngleich wir das anschließende Fish&Chips-Abendessen als Picknick im Auto zu uns nehmen müssen, weil der nächste krasse Schauer ein Essen außerhalb verbietet.

Nach einem feinen Frühstück und viel Zeit für Unterhaltung verlassen wir Gill, George und das Kunsthaus und sehen bei gutem, wenn auch windigen Wetter einem Roadtrip Day entgegen. Wir folgen der Causeway Costal Road, die uns entlang zahlreicher 'stunning views' und 'scenic spots' in den Norden führt. Da wir es nicht eilig hatten, lassen wir es ruhig angehen und legen Snack-, Spielplatz- und Kaffeepausen ein, bevor wir uns wieder auf enge und kurvige Sträßchen begeben. Es ist eine tolle Fahrt, deren Stationen Glenarms mit gleichnamigen Castle, 9 Glens of Antrim, Glenariff, Cushendun Caves und Torr Head heißen. Dabei stoßen wir immer wieder und vor allen bei den Dark Hedges auf Reisebusse und große Touristenhorden. Der Grund dafür ist die Serie "Game of Thrones", die zu großen Teilen in Nordirland gedreht wurde, weshalb man hier nun sogar komplette Game of Thrones - Touren buchen kann.

Unsere neue Unterkunft ist in Portrush an der Nordküste und wird für die kommenden drei Nächte unser Zuhause werden. An dieser Stelle ein paar Anmerkungen zu Airbnb: Seit unserer Unterkunft in Alajuela in Costa Rica suchen wir unsere Unterkünfte fast ausschließlich bei airbnb, denn es ist deutlich günstiger als in Hotels oder Pensionen (nein, auch bei booking.com geht es nicht günstiger) zu nächtigen. Das Tolle ist außerdem, dass wir oft eine ganze Unterkunft und nicht nur ein oder zwei Zimmer für vergleichsweise wenig Geld ganz für uns haben. Die Kinder können sich ausbreiten, wir können kochen etc. Falls wir doch mal nur ein Zimmer haben, hatten wir bislang ausschließlich nette Gastgeber, denen es ein Anliegen ist, ihren Gästen einen netten Aufenthalt zu bieten. Und auch wenn wir beim Check in keine persönliche Begegnung hatten, sondern mittels key safe oder Zahlenkombis in die Wohnungen und Häussr gelangten, so war die elektronische Kommunikation stets easy und super freundlich. Oft waren auch Babybetten, Spielzeuge und ein bißchen Verpflegung wie Tee, Gebäck, Milch, Nudeln bereit gestellt mit der Bitte, sich zu bedienen und sich wohl zu fühlen. Selten hatten wir bisher so viel Kontakt mit den Leuten vor Ort wie auf dieser Reise. Da fällt es dann schon mal auf, wenn - wie in unserer Unterkunft in Portrush - die Kommunikation spärlich und das Haus etwas karg ist, obwohl auch hier nichts gefehlt hat. Also, wir werden wohl bei der airbnb-Urlaubs-Unterkunftssuche bleiben.

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